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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 2

1900 - Minden i. W. : Volkening
Und weiter zwischen Lipp' und Ruhr, Da wölbt sich deine Hochlandsflnr, Da wogt das Korn, da blüht der Lein, Viel Türme rings ans grünem Stein, Da steht der Schäfer wie im Traum, Er schaut die Schlacht am Birkenbaum. Du Hellwegland, Westfalenland, Ich grüße dich, mein Heimatland! Gruß dir im Süden, bergig Land, In deiner Ströme Silberband, In deiner Felfen wilder Pracht, In deines Hochwalds grüner Nacht. Da schleift der Hahn, da schreit der Hirsch, Die Jäger ziehn auf Balz und Birsch. O Sauerland, Westfalenland, Ich grüße dich, mein Heimatland! Und komm' ich dann zur stolzen Mark, Da wohnen Männer, eisenstark. Die schlagen mit des Hammers Macht Die Schätze aus des Berges Schacht. Die alte Reichsstadt glänzt darein, Die Linde grünt am Femestein. Du Land der Mark, Westfalenland, Ich grüße dich, mein Heimatland! So schön um Ems und Lippe spannt Sich Osnabrück und Münsterland; Da hebt an Busch und Hang und Bach Der Sassenhof sein Giebeldach, Wallhecken grün und Heiden wild, Am Wege steht manch' Heil'genbild. Du Land der Ems, Westfalenland, Ich grüße dich, mein Heimatland !

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 43

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 43 — bröckeln, um dann die Trümmer desto sicherer zermalmen zu können. Tie Rächer kamen und schwanden wie Schatten der Nacht. Jetzt hier, jetzt dort fiel ein Römer im Waldesdickicht. Tie Toten zu zählen, die im Tunkel des Waldes verröchelten, vermochte Varns nicht. Ta befahl er, geschlossenen Marsch zu halten; doch war es in der Wildnis unmöglich. Endlich neigte sich der Tag, und Varus gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu verschanzen, so gut es ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und im Zuge nur hindern könne. Am andern Tage rückte das Heer, immer von den Germanen umschwärmt, doch iu bester Ordnung, in der Ebene weiter, die sich an der Werre ausbreitet, und kam in ein dichtbewaldetes, sumpfiges Thal in der Gegend von Detmold. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig; aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlaugen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Lanzen ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter des Römers Füßen ein. Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Ta läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht das Kriegsgeheul der Germanen sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritte Tag anbrach, entdeckten die Römer erst, wie licht es in ihren Reihen geworden war. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die Senne heißt. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Eidgenossen in die gelockerten Reihen der verzweifelten Römer. Wie die Saat unter Hagelschloßen, sinken die Tapfersten unter deutscheu Hieben hin. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur einige verirrte Hausen versuchen noch Gegenwehr. Doch bald wird

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 45

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 45 — langten zur Buße dafür gegen den Feind, d. h. gegen die Germanen geführt zu werden. Freudigen Herzens gab Germanicus ihrer Kampf- lust nach und rückte noch im Herbst des Jahres 14 n. Chr. mit einem Heer bei Tanten über den Rhein. Tie Römer kamen unbemerkt die Lippe aufwärts in das Land der Marser. Kundschafter meldeten, diese seien bei einem fröhlichen Fest versammelt. Da schlichen die Arglistigen in sternenheller Nacht durch die Waldung, bis sie an eine gelichtete Stelle kamen, wo zahlreiche Gehöfte zusammenlagen. Die ahnungslosen Festgenossen hatten keine Wachtposten ausgestellt. Es war ja tiefster Friede im Lande. Da brachen plötzlich von allen Seiten die römischen Scharen aus dem Walde, hieben auf die Wehrlosen wütend ein und ver- wüsteten alles mit Feuer und Schwert. Selbst Frauen, Greise und Kinder wurden erbarmungslos niedergemetzelt, Häuser wie Heilig- tümer — darunter das einer Göttin Tanfana — dem Erdboden gleich gemacht. Die schlaftrunkenen, unbewaffneten, ratlos umher- irrenden Männer fielen ohne Gegenwehr unter den Streichen der Mordbrenner, von denen kaum einer verwundet wurde. Als die Nachbarvölker an Lippe und Ems von dem verräterischen Überfall hörten, griffen sie zu den Waffen und besetzten die waldigen Höhen, durch die der Rückweg der Römer sührte. Aber Germanicus erhielt davon Kunde und zog kampfbereit dahin. Lange rührte sich nichts. Als aber das Heer zwischen Anhöhen in langer, schmaler Reihe sich hinwand, da griffen plötzlich die Deutschen die Nachhut an. Schon war diese in Unordnung gebracht, als Germanicus seiner tapfersten Legion befahl, die Feinde zu durchbrechen. Es gelang. Die ger- manischen Reihen lösten sich auf und verloren sich im Waldesdickicht. Unbehelligt und mit gestärktem Selbstvertrauen kehrten die Römer nach diesen wohlseil errungenen Erfolgen über den Rhein zurück. Im Frühjahr des nächsten Jahres erschien Germanicus wieder in Teutschland, früher als jemand erwartet hatte. Er selbst drang mit der Hauptmacht gegen die Katten vor und schlug die Überraschten bis über die Eder zurück. Das offene Land war gründlich verwüstet, während die Bewohner sich in die Wälder zurückzogen. Hier hätten die Cherusker den Katten geholfen, aber der Unterfeldherr des

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 70

1900 - Minden i. W. : Volkening
Gemahlin gab. Seinen bisherigen Wohnsitz zu Hermannsbnrg, das von ihm seinen Namen hat, vertauschte Hermann mit Lüneburg und erbaute daselbst auf dem Kalkberge eine Burg. Daneben im Michaeliskloster wurde er 973 begraben. Uber seine und der Sachsen Sinnesart überhaupt ist uns solgende Erzählung aufbewahrt. Es war um das Jahr 940 n. Chr., da hütete nicht weit von Hermannsbnrg, im Land-Kreise Celle, ein vierzehnjähriger Knabe die Herde seines Vaters auf der Weide. Da kam ein prächtiger Zug von gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Ter Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen plötzlich von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße, und es gehört doch seinem Vater! Er besinnt sich kurz, geht kühn auf die Ritter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ;hnen entgegen: „Kehret um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält sein Roß zurück und hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos seinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist du, Knabe?" — „Ich bin Hermann Billnngs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und dies ist meines Vaters Feld, ihr'dürft nicht hinüberreiten!" — „Ich will's aber, Knabe," er- widerte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos steheu, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürst nicht über das Feld reiten, ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du von Recht, Knabe?" — „Mein Vater ist der Billung, und ich werde es nach ihm; vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen!" — Da ruft der Reiter uoch drohender: „Ist denn das recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam ver- sagest? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 215

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 215 - Anhöhe gefunden, die jetzt der Liesberg heißt. Dort brauchte man die Steine nicht zu brechen, sondern nur zusammen zu lesen. Nach Vollendung des Kirchbaues hat man Steine dort nicht mehr ge- funden. Enger war einst eine Stadt, von der das jetzige nur eine Vorstadt. In der Umgebung der Burg siedelten sich die Männer aus dem Gefolge an, die den König zu Pferde begleiteten und in spätem Zeiten verpflichtet waren, einen berittenen Mann zum Kriege zu stellen. Auf diese Weise sind die Sattelmeier aufgekommen, deren man heutzutage noch vierzehn zählt, sieben in der nähern Um- gebung von Enger und sieben in größerer Entfernung, bei Werther, Bielefeld und Heepen. Jeder von ihnen hatte ein besonderes Geschäft beim König. Der eine führte die Aufsicht über den Marstall; ein anderer ordnete die Jagden an, und ein dritter war der Vorsteher der Hirten des Königs. Alle aber folgten ihrem Herrn zu Pferde in den Krieg und genossen besondere Vorrechte. Bei einem dornbewachsenen Hügel in der Nähe seiner Burg sieht man den Platz von Wittekinds Vogelhaus und Vogelherd, bei denen er oft und gern weilte und zwei junge Burschen zu Fang und Pflege der Tiere angestellt hatte. Auch hatte er sich eine Warte zur Rundschau neben einer Eiche, die ein Heiligtum aus alter Zeit war, erbauen lassen. An der Stelle des uralten Baumes wuchs später eine wunderbare Buche auf, ein Stamm, der nahe an der Erde in sieben mächtige Äste sich auseinander zweigte und oben wieder vereinigt mit den sieben Wipfeln die gewaltige Krone eines einzigen Riesenbaumes bildete. In seinem hohen Alter kam Wittekind aus den Einfall, die Anhänglichkeit seiner Unterthanen dadurch zu erproben, daß er die Nachricht von seinem plötzlichen Tode verbreiten ließ. Nun mußte es sich zeigen, wer ihm gerne nnb willig das letzte Geleit geben würde. In einem Saale der Burg stand der verschlossene Sarg; um ihn drängte sich bald eine überaus große Menge der Leidtragenden, Da trat der Totgeglaubte fröhlich und wohlbehalten unter sie. Er dankte für die Anhänglichkeit und Treue und machte die Güter aller, die gekommen waren, für ewige Zeiten frei von Abgaben.

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 256

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 256 — deutend. In den Städten hebt sich allmählich Industrie und Handel. Tie Einwohner machen 48 700 aus, von denen 3/4 katholisch, 1/4 evangelisch. Es sind 4 Städte: Wiedenbrück, Gütersloh, Rheda, Rietberg, und 6 Ämter: Gütersloh, Rheda, Rietberg, Reckenberg, Herzebrock, Verl mit 24 Landgemeinden vorhanden. Die Kreisstadt Wiedenbrück mit 3265 Bewohnern, rechts an der Ems, hat ein Amtsgericht, eine katholische und eine evangelische Kirche, eine Rektorat-Schule, ein Franziskanerkloster und ein Kran- kenhaus. Ihre Kunsttischlern, Bildhauerei und Kirchenmalerei ist weit bekannt. Andere Industriezweige sind Seiler-, Lohgerber-, Brauer-, Brenner-, Ziegeleien. Die Stadt ist als alte Festung bereits genannt. Tie Stadt Rietberg mit 1833 Bewohnern, östlich von Wieden- brück, gleichfalls an der Ems, aber am linken Ufer, die frühere Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft, besitzt noch in seiner Nähe die Ruinen der alten gräflichen Holteburg, erfreut sich eines Amts- gerichts, einer katholischen und evangelischen Kirche, eines großen Franziskaner-Klosters mit schöner Kirche und eines Progymna- siums. Zum Amte gehören die Pfarrorte Neuenkirchen mit 1163 und Maßholte mit 1084 Eingesessenen. Das Rietberger Land ist fruchtbar, es erinnert mit seinen großen, weit auseinander liegen- den Höfen und deren Einrichtungen an das Münsterland. Die Höfe sind meist von mächtigen Eichen umgeben, und die Felder und Kämpe, oft von dichten Wallhecken eingefaßt, liegen im weiten Umkreis um die Gehöfte. Das Wohnhaus trägt die alte westfälische Art. Überall sieht man Bäume und Gebüsche, welche die Aussicht hemmen. Aber gar still und friedlich wandelt's sich zwischen diesen meist altehrwürdigen Ansiedelungen, die nur durch schmale Fuß- Pfade und wenig benutzte winklige Fahrwege und Viehtriften ver- Kunden find. Nordwestlich von der Kreisstadt Wiedenbrück, aber wie Riet- berg am linken Emsufer, stoßen wir auf die Stadt Rheda mit 3067 Einwohnern. Sie ist um das mit Park und Wassergraben um- gebene Schloß der Fürsten von Bentheim-Tecklenburg, die früher die reichsunmittelbare Herrschaft führten und noch dort ihre Re-

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 342

1900 - Minden i. W. : Volkening
- 342 — solchen breiten, nur im Süden unterbrochenen Gürtel einsamen Heide- und Sandlandes umgeben. Desto freundlicher ist das Innere. Es ist überdeckt von allerlei Baum- und Buschgrün, aus welchem der lustige Gesang zahlreicher Vögel erschallt. Besonders lieben die Nachtigallen in den dichten Gebüschen, die um dunkle, stille Weihe stehen, zu nisten. Fette Wiesen prangen in frischem Grün; Blumen in großer Menge zieren besonders die Ufer der Gewässer; stattliche Bäume breiten ihre Kronen in die Luft, darunter die schönsten Eichen und Linden; zahllose bunte Schmetterlinge und glänzende Käfer schwirren umher. Sanft aufsteigende Hügel geben hier und da der Gegend angenehme Abwechselung. Manche Felder und Büsche sind von hohen, zuweilen 5 m breiten Erdwällen nmgeben, auf denen Bäume und Gesträuch wachsen; viele Bauernhöfe haben noch ihren Eichenbestand um sich her, so daß sie wie im Grün vergraben sind. Rings in der grünen, blühenden Landschaft aber herrscht ein tiefer Frieden, eine ein- förmige Stille. Wer sich ein Bild machen will, wie unsere Vorfahren, die alten Sachsen, vor Jahrhunderten, ja vor mehr als tausend Jahren gewohnt haben, der kann dies am besten, wenn er das eigentliche Münsterland eine Strecke weit durchreist. Da findet er wenige Dörfer, aber viele einzelne Bauernhöfe. Manche sind nach neuerer Bauart eingerichtet; die meisten aber erinnern an die uralte Ein- richtuug, die der nachfolgenden Beschreibung zu Grunde liegt. Auf dem Bauernhofe steht ein breites und langes, dabei nie- driges Wohnhaus mit einem Strohdache. Um das Wohnhaus liegen die übrigen Gebäude, wie Scheune, Schuppen und Backhaus. Bei dem Hause sieht man eine große Düngerstätte. Tritt man durch das hohe Thor in das Haus, so kommt man auf eine gewaltige Tenne (Dreschdehle); an ihren beiden Seiten steht das Vieh in langen Ställen, an der einen Seite das Rindvieh (oft 30, 40, ja 50 Stück), auf der anderen die Pferde. Alles Vieh ist mit den Köpfen nach der Dehle hingekehrt und kann von daher leicht übersehen werden. Am entgegengesetzten Ende der Dehle geht man durch eine verhältnismäßig kleine Thür in die Küche,

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 344

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 344 — alter und junger Angehörigen. Wenn der Vater stirbt, erhält nämlich der älteste Sohn das ganze Erbe. Die anderen Kinder werden mit einer geringen Entschädigung abgefunden. Haben sie nun nicht auf andere Weise ein sicheres Auskommen zu erwarten, so bleiben sie lieber auf dem Hofe im Dienste des Bruders. Das ist uralte sächsische Sitte, und an dem, was von den Vätern über- liefert ist, hält der Münsterländer unbedingt fest. 3) Die Heide im Münsterlande. In Westfalen, besonders im Münsterlande, giebt es noch weite Strecken Heideboden. Da sieht man keine wogenden Saaten wie auf dem fruchtbaren Ackerfelde, kein saftiges Grün wie aus der fetten Wiese, keine stolzen Bäume wie im schattigen Walde. Niedriges Wacholder- und Tannenbuschwerk, bräunliches Heidekraut und dürre Grasbüschel bedecken zumeist die weite Fläche. Hier und da liegt einsam ein Haus. Am heißen Sommertage brennt die Sonne herab auf den einsamen Wanderer, der mühselig über den sandigen Weg oder über das glatte Heidekraut vorwärts schreitet. Kein Baum gewährt ihm Schatten; kein frifcher Quell löscht seinen Durst. Sturm und Regen peitschen den schutzlosen Wandersmann, der am trüben Herbstabend die schmalen Heidepfade verfolgt. Unent- schloffen steht er oft still in der unbekannten Gegend, weil er nicht weiß, welcher der zahlreichen Pfade ihn zu seinem Ziele sührt. Wer nur solche Wanderungen durch die Heide gemacht hat, der möchte wohl denken, sie sei vom lieben Gott ganz vernachlässigt und biete nichts, was das Auge des Menschen erfreuen könnte. Und doch hätte er Unrecht; denn auch die Heide ist nicht ohne Schönheit. Leg dich nur einmal in das Heidekraut, und du kannst dann das Schöne, das die Heide bietet, am besten empfinden. Siehe, da hast du ein paar Käferchen erschreckt. Eilig krabbeln die kleinen gepanzerten Helden am Boden hin, um aus der gefährlichen Nähe deiner Finger zu kommen. Dort hnfcht auch eine flinke Eidechse durchs Heidekraut. Sie sonnte sich gerade, als du kamst. Jetzt braucht sie ihre Beinchen so schnell, daß du es kaum sehen kannst. Nicht ganz so ängstlich ist das Heupferdchen. Es hat einen mächtigen

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 493

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 493 — mit 481, die evangelische Westönnen mit 1131 Eingesessenen, und die evangelische sowie katholische Gemeinde Sassendorf mit 1335 Eingesessenen. Sassendorf, eine Ansiedelung der gegen die Brukterer vordringenden Sachsen, hat eine Saline und Badeanstalt, sowie eine Heilanstalt für skrofulöse Kinder. Noch ist im Amte des sagenumwobenen Birkenbaums zwischen den Dörfern Holtum und Hemmerde, der aber seit 1814 vertrocknet ist, zu gedenken. Einst soll hier die letzte Entscheidungsschlacht zwischen dem Süden und Norden stattfinden. Der Süden wird siegen, und die Gott- losigkeit wird ein Ende haben. Der große Fürst des Südens trägt ein weißes Kleid mit goldenem Kreuz, reitet einen Schimmel, muß ihn aber von rechts besteigen, da er auf einem Fuße lahmt, seine Krieger sind ebenfalls weiß gekleidet. Die Schlacht wütet drei Tage; nach ihr steht in Werl das Blut 3 Fuß hoch; die Feinde fliehen so schnell, daß man getrost Schinken auf die Zäune hängen könnte, ohne daß sie angetastet werden; das Land wird leer von Menschen sein; wer noch eine Kuh hat, bindet sie an eine goldene Kette. Wiederholt hat man gemeint, diese Schlacht im Vorgesichte zu schauen. Die merkwürdigste Vision, voll 20—30 Zeugen gesehen, geschah am 22 Januar 1854 in Schlückingen. Der große Gelehrte Alexander von Humboldt bat den Professor Dr. Heis in Münster um eine Untersuchung. Letzterer meinte, die Ursache sei eine Nebelschicht, die mit dem herrschenden Winde bei starker abendlicher Abkühlung nach dem Birkenbaum getrieben, und daß ein brennendes Haus sein Dasein einer Kimmung ver- danke. Der Sinn der Sage deutet vielleicht auf den schweren Kampf zwischen Licht und Nacht, Gut und Böse unter Beimischung des Sieges Odins in der Götterdämmerung, des Königs Christus über das Heidentum. Aus den nördlichen Ämtern zählen wir auf in Ostinghausen die katholische Land- und Psarrgemeinde gleichen Namens mit 550, Oestinghausen mit 310, Hultrop mit 390, die evangelische Weslarn mit 440, in Borgeln die evangelischen Gemeinden Borgeln mit 597, Dinker mit 492, in Schwefe die evangelischen Gemeinden Schwefe mit 510, Meiningsen mit 396, in Lohne die evangelische

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 549

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 549 — kann, ohne einem Menschen zu begegnen, wo das scheue Wild ungestört grast und auch der Auerhahn noch seinen Ruf ertönen läßt. Die Höhen des Siegerlandes sind sämtlich bewaldet; doch findet sich fast nur aus den Grenzbezirken Hochwald, auf den übrigen dagegen nur Niederwald. Ausgedehnte Strecken sind mit Korn besät, zwischen welchem junge Vaumausschläge emporschießen. Solch ein Niederwald heißt ein Hauberg. Die im Gebiete einer Dorfgemeinde liegenden Hauberge bilden eine gemeinsame Besitzung, welche in 15 bis 20 Haue oder Schläge zerfällt. Diese sind dann wieder in gleiche Teile geteilt, von welchen jeder Haubergsgenofse eine größere oder geringere Anzahl besitzt. Jedes Jahr wirb ein Schlag abgetrieben, so daß bei einem Hanbergsbezirke von 18 Schlägen derselbe Schlag jedes 18. Jahr an die Reihe kommt. Schon im Winter wird die Verteilung des abzusetzenden Schlages vorgenommen, wobei das Los entscheidet, welche Stelle einem jeden zufällt. Im Anfange des Sommers entwickelt sich dann in dem be- treffenden Schlage ein reges Leben. Hier sind einige Leute be- schästigt, mit einem eigentümlichen Werkzeuge, dem Lohfchäler, die Lohe von den Eichenstämmen loszuschälen; dort fällen andere die Stämme mit kräftigen Axthieben. Frauen und Kinder hauen die Zweige von den gefällten Bäumen und binden sie in Bündel, die Schanzen genannt werden. Andere wieder tragen die ver- sch-iedenen Erzeugnisse des Hauberges in die Nähe des Fahrweges, wo sie auf Wagen, welche mit Kühen oder Ochsen bespannt sind, geladen und dann ihrem Bestimmungsorte zugeführt werden. Hierauf wird die rasige Oberfläche des Hauberges losgehackt, in Haufen gebracht und alsdann mit dem Reisig angezündet. Zu dieser Zeit sieht man dann oft an hellen Sommerabenden auf vielen Bergen diese kleinen Feuer leuchten, während die ganze Gegend von einem Rauche erfüllt ist, der sich wegen seines Geruches mit dem von Oldenburg und Ostsriesland stammenden Herauche vergleichen läßt. In dem auf diese Weise urbar gemachten und durch die aus- gestreute Asche gedüngten Boden wird dann Korn, früher auch
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